Du kannst deinen Zimmerpflanzen das echte Natur-Erlebnis bieten! Wie, fragst du? Mit Living Soil – mit “lebendigem Boden” – der wohl natürlichsten Alternative für alle Zimmerpflanzen. Living Soil kombiniert dein gärtnerisches Geschick mit der Macht der Natur, denn Living Soil ist der Versuch, sich die natürliche Symbiose von Pflanzen mit lebenden, proaktiven Mikroorganismen zunutze zu machen – sich also eine lebendige Erde ins Wohnzimmer zu holen. Was ein Living Soil ist, worauf es ankommt und wie man mit Living Soil umgehen muss, erklären wir Dir hier.
Was ist Living Soil?
Living Soil besteht im Allgemeinen aus Erde, organischen Substanzen und den Bewohnern des Mikrobioms. Also aus einer breiten Palette von Bakterien, Protozoen, Mykorrhizapilzen, Nematoden und Mikroarthropoden, die in Symbiose untereinander und mit den Landpflanzen leben. Ein Living Soil hat den Vorteil, dass die enthaltenen Lebewesen die Düngung der Pflanzen übernehmen – und zwar ganz individuell auf ihre Bedürfnisse angepasst. Es muss nicht gedüngt werden und kann mit reinem Wasser gegossen werden.
Bakterien
Die Erde ist eine Komposition von verschiedenen mineralischen Clustern und organischen Stoffen. Diese Nährstoffe im Boden können von unterschiedlichen Bakterienstämmen abgebaut, umgebaut und eingelagert werden. Dafür arbeiten viele Bakterien in Symbiose zusammen. Diese werden wiederum von räuberischen Protozoen gefressen und verdaut. Somit wird der nahrhafte Inhalt der Bakterien in die Erde abgegeben und pflanzenverfügbar gemacht – Aus mineralischen Nährstoffen wurden organische Nährstoffe.
Mykorrhiza
Mykorrhizapilze durchdringen die gesamte Erde, indem sie ein feines Netz aus verzweigten Hyphen bilden. Dabei entsteht ein hauchdünnes und riesiges mikroskopisches Wurzelnetzwerk – das Myzel. Ein gesundes Myzel kann mit bloßem Auge sichtbar sein und sieht aus wie dünne, weiße Wurzeln. Die Mykorrhizapilze erschließen auf ihrem Weg durch die Erde mineralische Nährstoffe und scheiden sie als organische Nährstoffe wieder aus. Dadurch ändert sich das Bodenklima und es entstehen feine Risse in der Erde. Die Risse sind wichtig, da sie die Erde auflockern und sie luftdurchlässiger und wassertragfähiger machen. Mykorrhizapilze sind auch in der Lage, Nährstoffe quer durch das Myzel direkt zu den Wurzeln zu transportieren.
Nematoda
Zudem sollten Nematoden das Living Soil bewohnen. Nematoden sind verschiedenste Fadenwürmer, die sich von Bakterien, Pilzen und toten Pflanzenresten ernähren. Auf ihren Streifzügen lockern sie ebenfalls die Erde auf und halten die Population der Mikroorganismen stabil. Die Ausscheidungen aus konzentrierten Nährstoffen aus Bakterien und Mykorrhiza sind sofort bioverfügbar für deine Pflanze. Die Pflanze kann sie ohne Umwege aufnehmen und gedeihen.
Arthropoda
Arthropoden sind Gliederfüßer, die in der Erde leben und sich ebenfalls von Bakterien, Pilzen, toten Pflanzenteilen und kleineren Nematoden ernähren. Sie sind Teil eines vollständigen Bodennahrungsnetzes. Da sie aber einen ähnlichen Job wie die Nematoden haben, wird beim Living Soil oft darauf verzichtet. Falls Du jedoch nicht darauf verzichten möchtest, empfehlen wir Springschwänze und Bodenmilben.
Das Extra
Zusätzlich bietet sich das Ansiedeln eines Regenwurms an. Dieser gräbt beim Fressen die Erde nochmal ordentlich durch. Gleichzeitig bricht er große Mineralcluster in kleinere, leichter von den Bakterien abzubauende Cluster auf. Um den Wurm am Leben zu halten, solltest du der Erde noch Mulch oder optional Blätter zugeben.
Living Soil und die Pflanzen
Die Wurzeln der Pflanzen fügen sich perfekt in die Symbiose des Bodennahrungsnetzes ein. Sie verfügen über einen sehr gefragten Rohstoff im Untergrund: Zucker, also Kohlenhydrate. Wenn die Pflanze bestimmte Nährstoffe benötigt, sondern ihre Wurzeln Kohlenhydrate ab. Das zieht Bodenbakterien an und diese beginnen, für den Zucker die benötigten Nährstoffe zu liefern. Auch die Mykorrhizapilze liefern eingelagerte Nährstoffe im Tausch für Zucker durch das Myzel. Damit die Mykorrhiza und die genannten Bakterienstämme ihre Daseinsberechtigung nicht verlieren, sollte in einer Ruhezeit das Living Soil stets leicht bepflanzt sein. Hierfür eignen sich verschiedene, flachwurzelnde Saatmischungen.
Worauf ist zu achten
Eine gelockerte Erde ist die Lebensversicherung für alle nützlichen Lebewesen im Boden, denn sie alle benötigen Sauerstoff zum Überleben und in lockerer Erde bilden sich kleine Lufttaschen. Wird die Erde zu kompakt, kann weder ausreichend Wasser noch Sauerstoff in die Erde gelangen. Das fördert das Wachstum von anaeroben Bakterien, die gut ohne Sauerstoff klarkommen. Diese anaeroben Bakterien sind aber leider schädlich für die Pflanzen und machen den guten Bakterien Konkurrenz. Aus diesem Grund ist eine ausreichende Belüftung des Bodens extrem wichtig. Indoor kann die Luftdurchlässigkeit des Living Soil durch geeignete Gefäße, wie Airpots und Stofftöpfe verbessert werden. Die Töpfe sollten eine ausreichende Größe besitzen, denn bei Living Soil gilt prinzipiell: Umso größes der Behälter, desto besser. Je größer das Volumen, desto größer die Lebensgemeinschaft. Je größer die Lebensgemeinschaft, desto stabiler bleibt der pH-Wert und der Wassergehalt – und darüber freuen sich alle beteiligten Lebewesen.
Das Wasser
Alle Lebewesen benötigen Wasser zum Leben. Daher sollte der Bodenwassergehalt des Living Soil zu jeder Zeit so konstant wie möglich gehalten werden. Hierfür eignen sich Gartenbewässerungsanlagen, der Blumat oder ein regelmäßiges (mit Betonung auf Mäßig) und gewissenhaftes Gießen. Der tiefere Boden sollte einen aktiven Wasserwert von ca. 0,6 aufweisen. Der aktive Wasserwert bezeichnet den Teil des Wassers im Boden, der frei beweglich ist und so verfügbar für Bodenorganismen wird. Ihn konstant zu halten ist besonders wichtig, da ein zu trockenes Substrat die Organismen inklusive der Pflanze stresst. Ein zu nasses Substrat hingegen verdrängt den Sauerstoff und lässt so die probiotischen Mikroorganismen ersticken, wodurch die schädlichen Mikroorganismen leichteres Spiel haben. Den Boden dann wieder fit zu bekommen, ist mühsam. Daher gilt auch beim Gießen das Prinzip: Weniger ist mehr. Mit einer Drainageschicht und einem geeigneten Ablauf des überschüssigen Gießwassers kann zusätzlich die Gefahr des Übergießens minimiert werden.
Der pH-Wert
Es empfiehlt sich, das Living Soil durch Mulchen vor Verdunstung zu schützen. Eine Schicht Mulch vergrößert zudem das aktive Volumen des Living Soil. Die obere Erdschicht kann somit auch dauerhaft feucht bleiben und aktiv arbeiten. Mulchen mit Pinienrinde oder anderen Nadelhölzern ist hier nicht zu empfehlen, da diese über die Zeit den Boden ansäuert. Das stört den pH-Wert – und das wiederum vertragen nur wenige Organismen. Der pH-Wert ist im allgemeinen Dank der lebendigen Aktivität im Boden relativ konstant und muss nicht separat angepasst werden, es kann aber nicht schaden, ihn von Zeit zu Zeit zu messen, vor allem wenn etwas ungewohnt aussieht.
Autor: Christopher Stass – Garten Eden | Licht und Treibhaustechnik GmbH
Garten Eden ist ein Growshop im Süden Deutschlands. Neben dem Offline- und Onlinegeschäft betreibt Garten Eden einen Instagram- und einen Youtube-Kanal, auf dem wir versuchen, mit Interviews, How-To-Texten und News zu aktuellen Ereignissen Mehrwert für die Community der Gärtner zu schaffen. Über einen Besuch freuen wir uns.